Facebook's "Datenschutzfeature"

Facebook setzt intern seit Jahren Gesichtserkennung ein. Nun soll das Feature automatisch auf Profile verlinken. Laut Facebook zum Schutz vor Missbrauch.
In vielen Ländern ist das Feature schon lange verbreitet, nun soll es auch in Europa eingeführt werden: Facebook’s Gesichtserkennung. Erstmal soll nur eine kleine ausgewählte Gruppe von Nutzer*Innen die Technologie als sogenanntes Opt-in Feature testen. Opt-in, das bedeutet, dass Nutzer*Innen das Feature gezielt einschalten müssen um es zu nutzen. Die Kritik an Facebooks Umgang mit Daten ist so alt wie das Unternehmen selbst und so scheint dieses Vorgehen auf den ersten Blick sehr lobenswert, doch der Schein trügt.
Facebook vermarktet das neue Feature nun als „Datenschutzfunktion“ und viele Medien springen auf den Zug auf und verbreiten die frohe Botschaft, dass das soziale Netzwerk nun die Nutzer*Innen über ihre Daten entscheiden ließe. Mal abgesehen davon, dass die Kontrolle über die eigenen Daten völlig selbstverständlich sein sollte, kann keine Rede von Freiwilligkeit sein.
Die im Mai in Kraft tretende neue Europäische Datenschutzgrundverordnung orientiert sich am Grundsatz „Privacy by default“ und schreibt es Unternehmen schlicht und einfach vor ihren Kund*Innen die Entscheidung zu überlassen ob sie ihre Daten öffentlich preis geben möchten oder nicht. Würde Facebook diesem Grundsatz zuwider handeln müsste der Konzern mit hohen Geldstrafen rechnen.
Doch diese Regelung schützt lediglich davor, dass die Daten öffentlich genutzt werden dürfen. In der Realität kommt kein Mensch, der auf Facebook Fotos hochlädt um die Auswertung herum. Für interne Zwecke werden Fotos schon seit Jahren ausgewertet. Das Unternehmen weiß alles über seine Nutzer*Innen und sogar einiges über Menschen, die die Website nicht (mehr) nutzen. Wer war wann, wo und mit wem?
Doch wozu werden all diese Daten gesammelt?
Facebook selbst behauptet, dass die Gesichtserkennung vor allem dazu diene, Nutzer*Innen vor dem Missbrauch ihrer Fotos zu schützen. Wenn jemand beispielsweise ein Foto hochlädt auf dem man selbst zu sehen ist, wird man von Facebook darüber informiert und kann prüfen ob der Upload ok war. Man hat dann die Möglichkeit sich selbst darauf zu markieren oder man stellt ein automatisch markiert zu werden. Egal wie man es nun macht, man macht es falsch. Denn was Facebook natürlich nicht verrät ist, dass man mit jeder Bestätigung oder Ablehnung eines Fotos Facebooks künstliche Intelligenz trainiert. Also entscheidet man sich entweder dafür seine Daten komplett öffentlich nutzbar zu machen oder man hilft Facebook die eigenen und fremde Daten noch effizienter zu ermitteln.
Das höhlt die Entscheidungsgewalt über die eigene Privatsphäre endgültig aus. Man stelle sich vor jemand macht in der Öffentlichkeit ein Foto von einer Sehenswürdigkeit, lädt es auf Facebook hoch und man ist zufällig mit drauf. Facebook weiß nun wo man sich aufhält und mit wem man unterwegs ist ob man will oder nicht. Fotos werden übrigens auch bei Demonstrationen gemacht, mal ganz abgesehen davon, dass die Überwachung des öffentlichen Raums immer weiter ausgebaut wird. Wer weiß schon was die Zukunft bringt? Wie wird Facebook sich verhalten, wenn beispielsweise eine Regierung die Herausgabe der Daten oder gar der Auswertungssoftware verlangt? Die Möglichkeiten mit solch riesigen Datensätzen Schindluder zu treiben sind riesig und die Folgen möchte man sich gar nicht ausmalen.
Es hat also rein gar nichts mit Datenschutz zu tun, wenn Facebook eure Fotos auswertet. Es hätte etwas damit zu tun, wenn das Unternehmen die Gesichtserkennung komplett einstellen würde. Doch das wird es nicht tun, denn es ist Facebook.
Dieser Artikel ist von unserem Graswurzelaktivisten Fabrice und erschien zu erst auf der Seite des DSC Leipzig.

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